Entwicklung des römischen Militärwesens

Wie in der modernen Zeit, war auch in der römischen Epoche das Militärwesen stetigen Veränderungen und Verbesserungen unterworfen. Waffentechniken, Ausrüstungen, Taktik und Strategie wurden immer weiter verbessert und an neue Herausforderungen und Feinde angepasst.

Diese sehr beeindruckende Entwicklung der über viele hundert Jahre andauernden Militärgeschichte versuchen wir bei Veranstaltungen mit unseren zahlreichen Ausrüstungen in einer "militärischen Modenschau" anschaulich darzustellen. Besonderes Augenmerk liegt auch hier im Bereich der späten Republik bis in die mittlere Kaiserzeit und der Darstellung der verschiedenen militärischen Ränge vom einfachen Soldaten, dem miles gregarius bis zum centurio, sowie der verschiedenen Stabsoffiziere wie dem tribunus laticlavius, dem praefectus fabrum oder dem legatus. Besonders schön ist beispielswiese der Übergang des Milizheeres zur Berufsarmee erkennbar; auch die Unterschiede der Legionäre zu den Soldaten der Hilfstruppen und der Kavallerie werden deutlich gezeigt.

Italische und früh-republikanische Zeit

In der italischen und frührepublikanischen Zeit unterschied sich das Militärwesen noch stark von dem der klassischen römischen Kaiserzeit. Es gab noch keine Berufsarmee; das Militär bestand aus einem im Kriegsfall zusammengerufenen Bürgerheer, dessen Soldaten sich ihre Ausrüstung selber zu beschaffen hatten. Das Milizheer war im Stil einer griechischen Phalanx in drei Reihen aufgebaut: Die Soldaten mit der größten Erfahrung, die triarii, standen dabei in der dritten Reihe, die principes in der zweiten und die hastati in der ersten Reihe. Die Ausrüstungen der einzelnen Soldaten war auf Grund der Selbstbeschaffung äußerst verschieden (auch vom finanziellen Stand abhängig), gängig waren allerdings ein einfacher Körperpanzer (pectorale), ein Schild, sowie eine lange Stoßlanze (hasta).

republikanischer Triarius, 3.Jhdt. v. Chr.

Vor den in der Phalanx stehenden, schwerer bewaffneten Soldaten, kämpften die velites, leicht ausgerüstete Plänkler. Diese waren meist mit iacula, Wurf- und Schleuderspeeren, ausgestattet und eröffneten die Schlacht. Sie versuchten, vor dem Einsatz der Phalanx, den Aufmarsch der Gegner zu stören, die Schlachtreihen des Gegners aufzubrechen, seinen Vormarsch zu behindern und erste gegnerische Verluste zu erzielen. Direkte Nahkämpfe mit schwerer Infanterie dürften sie auf Grund ihrer leichten und ungepanzerten Ausrüstung zu vermeiden versucht haben und haben sich wohl sobald es brenzlig wurde an die Flanken und hinter die Phalanx zurückgezogen.

republikanische velites mit Rundschild und iacula bewaffnet

Späte Republik und frühe Kaiserzeit

Zur Zeit Caesars hatte sich das Milizheer bereits in eine Berufsarmee gewandelt. Die Soldaten wurden zentral ausgerüstet und die Struktur hatte sich von der Phalanx zur Kohortenordnung geändert. Die Standard-Kampfausrüstung eines Legionärs bestand nun u.a. aus einem langen Kettenhemd (lorica hamata), einem Bronzehelm vom Typ Montefortino, einem großen gewölbtem Ovalschild (scutum), sowie dem pilum (schwere Wurflanze) und einem Schwert (gladius).

Wir stellen in caesarischer Zeit Legionäre der LEGIO VIIII TRIUMPAHLIS dar und zeigen anschaulich die vernichtende Kampfweise der römischen Legionen gegen Infanterie und Kavallerie. Eine Gegenüberstellung mit Legionären späterer Zeit zeigt deutlich das frühe Entwicklungsstadium der Ausrüstungen der caesarischen Legionäre im Vergleich zur römischen Kaiserzeit.

Legionäre zur Zeit Caesars der LEG VIIII TRIUMPHALIS

Bereits in augusteischer Zeit sind auffällige Weiterentwicklungen beobachtbar. Die bis dato gebräuchlichen Montefortino-(Bronze)-Helme werden zum Typus Hagenau weiterentwickelt oder weichen den ersten eisernen Helmen des Typ Weisenau. Die bisher länglich-ovalen scuta werden etwas rechteckiger; es entwickelt sich eine Art Übergangstypus, in Richtung der mittelkaiserzeitlichen Rechteck-Schilde. Auch kommen zu dieser Zeit die ersten Schienenpanzer (lorica segmentata) auf, die die Kettenhemden jedoch nicht völlig verdrängen können.

römischer Legionär in augusteischer Zeit

Mittlere Kaiserzeit

In der flavischen Zeit sind weitere deutliche Änderungen sichtbar: Der römische Legionärsschild ist nun rechteckig geformt; die caesarischen Ovalschilde sind mittlerweile ausgemustert. Die bisher noch teilweise eingesetzten Bronzehelme werden nun endgültig durch Eisenhelme des Typus Weisenau ersetzt, der stetig weiterentwickelt wird. Auch die römischen Schwerter (gladii) erfahren eine markante Änderung: Die bisher verwendeten, geschwungenen Klingen des Typus Mainz werden durch geradlinige schmälere Klingen des Typus Pompeji ersetzt. Auch werden diese nun meist nicht mehr direkt am cingulum, dem Legionärsgürtel, getragen, sondern mittels eines Schulterriemens (balteus) umgehängt.

Legionäre in flavischer Zeit in Interaktion mit der römischen Kavallerie

Späte Kaiserzeit und Spätantike

Der Rechteckschild war bis ins 2. Jahrhundert weiterhin verbreitet, wurde aber zunehmend durch Ovalschilde abgelöst; in der Spätantike kam auch der germanische Rundschild wieder auf. Der gladius, das römische Kurzschwert, wurde wieder länger und wurde schlussendlich durch die längere spatha ersetzt. Die Schienenpanzer wurde auch immer weniger eingesetzt und wieder durch das Kettenhemd abgelöst. Die Helme des Typus Weisenau wurden zunächst mit Kreuzbügeln verstärkt (ab den Dakerkriegen) und nach und nach durch die deutlich massiveren und schwereren Helme des Typus Niederbieber ersetzt, der wiederum durch die ersten Kammhelme abgelöst wurde. Pila wurden durch hastae ersetzt.

spätantiker, römischer Soldat, Anfang 4. Jhdt. n. Chr.

Auxilia - Hilfstruppen

Die Hilfstruppen bestanden im Gegensatz zu den Legionen aus Männern der römischen Provinzen, die nicht das römische Bürgerrecht besaßen. Durch Ableisten eines 25-jährigen Militärdienstes in den Hilfstruppen (auxilia) konnten sie sich dieses erwerben. Die Auxilia diente ursprünglich als Unterstützungs- und Ergänzungstruppen für die Legionen; später wurden sie z.T. eigenständig und wurden so bspw. in eigenen Kastellen entlang des Limes stationiert. Die Hilfstruppen umfassten die verschiedensten Waffengattungen; so wurden neben den Infanteristen auch Bogenschützen (sagitarii) und Kavalleristen rekrutiert.

Die Infanterie der Auxiliartruppen wurde ab der frühen Kaiserzeit ähnlich der Legionäre ausgerüstet und übernahmen beispielsweise die nach und nach in den Legionen ausgemusterten Hagenau-Helme. Schild und Pilum der Legionen haben sie jedoch nicht übernommen. Sie wurden stattdessen mit der hasta, einer großen Stoßlanze, und einem großen flachen Ovalschild (parma) ausgestattet.

Auxiliar-Infanterist nach Abbildung der Trajanssäule

Die Kavallerie der Auxilia wurde dem Einsatz entsprechend anders ausgestattet, als die Infanteristen. Die Kavallerieschwerter waren bspw. länger und vorderlastiger als die der Infanterie. Die Helme waren nicht selten mit Gesichtsmasken versehen und meist mit reichem Dekor, wie herausgetriebenen Haarsträngen, versehen. Als Schilde wurden ebenfalls die ovalen parmae der Infanterie eingesetzt, aber auch sechseckige fanden Verwendung. Als Angriffswaffen führten sie neben dem Schwert eine Stoßlanze und mehrere Wurfspeere mit sich. Geritten wurde auf den damals üblichen Hörnersätteln ohne Steigbügel.

römischer Kavalleriehelm

Entwicklung der römischen Schwerter

Besonders deutlich wird die Entwicklung der römischen Militärgeschichte auch bei Betrachtung der verschiedenen Schwerter, die im Laufe der römischen Herrschaft entwickelt wurden und durch immer neue Typen ersetzt wurden.

Wir präsentieren bei Veranstaltungen gerne einen Ausstellungstisch mit einigen ausgewählten Schwertern der damaligen Zeit, anhand derer sich die Entwicklung sehr eindrucksvoll nachvollziehen lässt. Unser Fundus reicht dabei von der republikanischen bis in die spätantike Zeit. Die Erfahrung zeigt, dass gerade diese Ausstellung ein großes Interesse beim Publikum hervorruft und eine großen Spielraum für Erklärungen und Fragen jeglicher Art lässt.

Weiterer Bilder einer Schwertausstellung, die wir im Römermuseum Osterburken präsentierten, finden Sie auch hier in der Bildergalerie: Sonderausstellung im Römermuseum Osterburken

Ausstellung römischer Schwerter von der Republik bis in die Spätantike

Literaturhinweise

Junkelmann, Marcus: Die Legionen des Augustus. 15., gründlich überarbeitete und erweiterte Auflage. München 2015.

Le Bohec, Yann: Die römische Armee. Hamburg 2009.

Gilliver, Kate: Auf dem Weg zum Imperium. Die Geschichte der römischen Armee. Hamburg 2007.

Künzl, Ernst: Unter den goldenen Adlern. Der Waffenschmuck des römischen Imperiums. Mainz 2008.

Bishop, M. C.; Coulston, J. C. N.: Roman Military Equipment. From the Punic Wars to the Fall of Rome. Oxford 2006.

Fischer, Thomas: Die Armee der Caesaren. Archäologie und Geschichte. Regensburg 2014.

Miks, Christian: Studien zur römischen Schwertbewaffnung in der Kaiserzeit. Rahden 2007.

Impressionen

tempora mutantur, et nos mutamur in illis...